Staufer-Königin Irene - Rose ohne Dornen

Seit Sommer 2004 arbeitete Hans Kloss an einem neuen Monumentalgemälde im Format 220 x 280 cm: "Die Aufbahrung der Königin Irene im Kloster Lorch".

Im Dezember 2004 wurde das Werk bei einem Konzert mit den Liedpoeten Claudia Pohel und Harald Immig im Refektorium des Kloster Lorch feierlich enthüllt. Auf dem Bild Claudia Pohel mit ihrem vertonten Gedicht "Horch, horch die Klosterglocken von Lorch", in dem die Überführung der toten Königin vom Hohenstaufen ins Kloster zur letzten Ruhe beschrieben wird. Im Hintergrund das Gemälde von Kloss. Foto: Gmünder Tagespost 16.12.2004.

Die Rose ohne Dorn, Andreas Härlin, 2004, Umschlagillustration
Irene von Byzanz (um 1180-1208) war die Tochter des oströmischen Kaisers Isaak II. von Byzanz. In ihrer zweiten Ehe war sie mit dem jüngsten Sohn Friedrich Barbarossas, Philipp von Schwaben, verheiratet. Walther von der Vogelweide hat sie als "hochgeborniu küneginne" (hochgeborene Königin) bezeichnet und mit dem Madonnen-Beiwort "rose ane dorn" (Rose ohne Dornen) besungen.

Erste Ehe mit dem Normannenkönig Roger

Im Alter von 14 Jahren wurde Irene von Byzanz aus Gründen der Staatsräson mit Roger III., dem normannischen Mitkönig von Sizilien verheiratet. Als der Stauferkaiser Heinrich VI. kurz darauf das Normannenreich eroberte, nahm er sie 1194 bei der Einnahme von Palermo gefangen.

Zweite Ehe mit dem Stauferherzog Philipp von Schwaben

Johann Sebald Baumeister: König Philipp und seine Gemahlin Irene, 1811, kolorierter Kupferstich

Gefangen auf der Burg Schweinhausen bei Biberach/Riss, lernte Irene den Bruder von Heinrich VI., den Herzog Philipp von Schwaben kennen. 1195 wurde die 15-jährige Witwe mit Philipp vermählt. Damit war eine Verbindung zum byzantinischen Kaiserhaus erreicht, ein politisches Ziel, das die Staufer lange vergeblich angestrebt hatten. Durch ihre Heirat gelangte Irene nach Schwaben auf die Burg Hohenstaufen.

Vier Töchter

Von ihren sieben Kindern starben drei sehr klein oder bei der Geburt. Die vier überlebenden Töchter wurden in die staufische Heiratspolitik einbezogen:

  • Beatrix die Ältere (1198-1212) wurde 1209 mit Otto IV. von Wittelsbach verlobt.
  • Maria (1196-1235) heiratete Herzog Heinrich II. von Brabant.
  • Kunigunde (1202-1248) heiratete 1224 König Wenzel I. von Böhmen verlobt wurde.
  • Beatrix die Jüngere (1205-1235) erhielt mit etwa 14 Jahren König Ferdinand III. von Kastilien und Leon zum Mann.

Irene als Königin

Gegen seinen eigentlichen Willen wurde Philipp, ursprünglich Bischof von Würzburg, nach dem Tod seines Bruders, Kaiser Heinrich VI., im Jahr 1198 zum deutschen König gewählt. Eine Wahl, die einen zehn Jahre dauernden Bürgerkrieg zwischen Staufern und Welfen auslöste und mit dem ersten Königsmord in der deutschen Geschichte, endete.

Carl von Häberlin, Leichenzug der Irene vom Hohenstaufen nach Lorch, 1881. In: Geschichte Schwabens im Munde der Dichter

Nachdem sich im Jahr 1208 das Blatt endgültig zugunsten Philipps gewendet hatte, entließ der König in einer spektakulären Aktion sein gesamtes Heer als Zeichen seines Willens zu Frieden und Versöhnung. Einen Tag später wurde er in Bamberg von Pfalzgraf Otto von Wittelsbach ermordet - umstritten ist, ob aus privatem oder politischem Motiv.

Die hochschwangere Königin, floh auf den Hohenstaufen, wo sie am 27.8.1208 im Alter von 28 Jahren bei der Geburt ihres siebenten Kindes starb. Zusammen mit ihrem Kind wurde Irene im Kloster Lorch, der Grablege der legendären Staufer, begraben.

Die Aufbahrung der Königin Irene im Kloster Lorch

Dieses Ereignis hält Kloss in seinem jüngsten Groß-Gemälde fest, das wie das Stauferrundbild zunächst komplett auf die Leinwand vorgezeichnet und im zweiten Schritt mit Öl fertiggestellt wird: Die verstorbene Königin Irene, die bei ihrem Übertritt vom byzantinischen zum römischen christlichen Glauben den Namen Maria angenommen hatte, ist mit ihrem toten Kind im Kloster Lorch aufgebahrt. Unter den Personen sind auch ihre trauernden Töchter, die im Vordergrund des Bildes zu sehen sind. Durch ein Fenster auf der rechten Seite fällt ein Lichtstrahl auf die Szene.

Das Grab der Königin Irene

  
Über die byzantinische Kaisertochter und staufische Königsgattin Irene, die im Chor der Klosterkirche in Lorch begraben wurde, ist nur wenig bekannt. Auch das Grab der Königin ist nicht mehr erhalten.

Am 16. Dezember 1898 wurde in der Klosterkirche Lorch eine Gedenktafel an die Kaisertochter enthüllt, deren Schicksal und Tod die Menschen der Zeit sehr bewegten. Sie zeigt neben wenigen Lebensdaten der Irene auch den berühmten Vers von Walter von der Vogelweide.

Der Lorcher Irenen-Ring

  
Als man 1830 an der Stelle der ehemaligen Sakristei der Lorcher Klosterkirche unter den Trümmern eines Steinsarges einen fein gearbeiteten Emailring in Goldfassung fand, schrieb man ihn unbesehen und unbewiesen dem Besitz der Königin Irene zu.

Schon im 19. Jahrhundert begann ein Lorcher Goldschmied, Kopien des Rings anzufertigen und auch heute kann man noch einen "Irenen-Ring" erwerben. "Kopien, bis heute gefertigt", schreibt Hermann Kissling in seiner Kunstgeschichte des Klosters Lorch, "gehören zu den liebgewonnenen und begehrten Preziosen Lorcher und Gmünder Frauen und Mädchen".

Die Ring-Inschrift zeigt das Jesus-Monogramm IHS. Vermutlich gehörte der Ring einem Lorcher Abt im 15. Jahrhundert. Das Original des Rings ging wahrscheinlich in den Wirren des Jahres 1945 verloren.

Walther von der Vogelweide

Walther von der Vogelweide (1170-1230) besang Irene von Byzanz als "Rose ohne Dornen". Die folgende Strophe aus dem ersten Philipps-Ton (etwa 1202) zählt zu den großartigsten Beispielen mittelhochdeutscher Sangspruchdichtung:

Walther von der Vogelweide, Manessische Liederhandschrift, 14. Jhdt.

Ez gienc, eins tages als unser hêrre wart geborn
von einer maget, die'r im ze muoter hâte erkorn,
ze Megedeburc der künec Philippes schône.
dâ gienc eins keisers bruoder unde eins keisers kint
in éiner wât, swie doch der namen drîe sint:
er truoc des rîches zepter und die krône.
er trat vil lîse, im was niht gâch,
im sleich ein hôchgeborniu küniginne nâch,
rôs' âne dorn, ein tûbe sunder gallen.
diu zuht was niener anderswâ:
die Düringe und die Sahsen dienden alsô dâ,
daz ez den wîsen muoste wol gevallen.

Hier die Übersetzung:

Es ging eines Tages, als unser Herr geboren wurde
von einer Magd die er sich zur Mutter erkoren hat
zu Magdeburg, der schöne König Philipp.
Da ging eines Kaisers Bruder und eines Kaisers Kind
in einem Gewand, obwohl sich drei Namen damit verbinden,
er trug des Reiches Zepter und die Krone.
Er ging sehr feierlich, ihm war nicht eilig,
ihm schritt eine hochgeborene Königin hinterher,
Rose ohne Dornen, eine Taube ohne Bitternis.
Dieser Anstand war nirgendwo anders:
die Thüringer und die Sachsen dienten dort auf eine Weise,
dass es den Weisen gewiss gefallen müsste.

DRW Verlag, September 2004, Gebundene Ausgabe
ISBN 978-3943066005

Gunter Haug: Die Rose ohne Dorn

Ein spannender historischer Roman, der das tragische Schicksal der Irene von Byzanz nachzeichnet und dabei eine der wichtigsten Perioden der deutschen Geschichte des Mittelalters - den Kampf zwischen den Staufern und Welfen - erzählerisch erschließt.

Gunter Haug, geboren 1955 in Stuttgart, lebt in Schwaigern bei Heilbronn. Er war jahrelang Fernsehredakteur, schreibt von Lokalkolorit geprägte Romane, Kriminalromane, landesgeschichtliche Abhandlungen und konzipiert Bildbände. Er ist Dozent bei der Fachhochschule Heilbronn-Künzelsau.

Gunter Haug liest aus seinem historischen Roman "Die Rose ohne Dorn" im Refektorium des Kloster Lorch. Rechts Spielmann Albrecht von Geyers Schwarzer Haufen, der die Lesung auf Instrumenten des Mittelalters und der Renaissance umrahmte. Im Hintergrund das Gemälde des Malers Hans Kloss. Foto: Gmünder Tagespost 1.2.2005


Irene-Triptychon

Gemalt, besungen und beschrieben

Irenenmedaille