Wandgemälde von Hans Kloss

Christi-Himmelfahrts-Kapelle in Herdtlinsweiler

Der Neubau wurde 2016 eingeweiht – Westfassade von Kloss bemalt

In der Dorfmitte von Schwäbisch Gmünd-Herdtlinsweiler wurde auf ehrenamtlicher Basis eine Kapelle gebaut, die eigentlich schon vor über zweihundertfünfzig Jahren geplant war.

Ein Kirchenneubau ist heutzutage in Deutschland eine kleine Sensation, zumal er in Herdtlinsweiler nur dank Spenden und ehrenamtlicher Arbeit von Bewohnern des kleinen Orts und durch den Staufersaga-Verein ermöglicht wurde. Auch der Maler und Zeichner Hans Kloss unterstützte das Projekt mit einem Gemälde an der neogotischen Westfassade.

Der aufsteigende Christus hält die Flagge der ökomenischen Kirche in den Händen. Diese besteht aus einem vertikalen und einem horizontalen weißen Balken auf rotem Hintergrund und ähnelt der dänischen Flagge. Zu seinen Füßen die Weltkugel, unter der sechs Personen allegorisch die Erdteile und die Menschheit darstellen.

1743

Originalbriefe belegen, dass bereits Mitte des 18. Jahrhunderts eine Baugenehmigung für die Kapelle in Herdtlinsweiler bei Weiler in den Bergen, einem Teilort von Schwäbisch Gmünd vorlagen. Am 22. November 1743 schrieb Dekan Johann Sebastian Kolb einen Brief an den Augsburger Generalvikar Johann Adam Nieberlein, in dem er um Erlaubnis zum Bau einer Kapelle in "Herrlis-Weiler" für ungefähr fünfzig Personen bat, weil dort "ohnedem kein andere Kirchen oder Capellen würklich stehet" und es im Winter im Schnee "schwehrlich oder gar nit" möglich sei, in die Mutterkirche in Weiler zu kommen. – Mit Schreiben vom 5. Dezember 1743 wurde dies genehmigt, aber aus unbekannten Gründen niemals umgesetzt.

2013

Im Frühjahr 2013 wurde der "Kapelle in Herdtlinsweiler e.V." gegründet, der am 6. Oktober 2013 den Grundstein des Kapellenneubaus legte.

Erste Handskizze von Stephan Kirchenbauer-Arnold

Idee und Pläne für dieses Bauvorhaben stammten von Stephan Kirchenbauer-Arnold, dem 2012 im Alter von 52 Jahren verstorbenen früheren persönlichen Sekretär von Diane Herzogin von Württemberg, der zuletzt in Herdtlinsweiler lebte. Er war Autor und Regisseur der Staufersaga, eines Open-Air-Theaterstücks zum 850. Stadtjubiläum von Schwäbisch Gmünd.

Von seinen Reisen hat Kirchenbauer-Arnold einiges für die Innenausstattung der Kapelle mitgebracht. Zwei Fenster stammen aus Portugal, von den Philippinen kommt die Holzdecke, bei einer von einer Antiquariat gekauften Madonna aus dem 17. Jahrhundert ist die Herkunft nicht klar. Herzogin Diane malte die drei Fenster in der nördlichen Apsis.

Auf dem Staufersaga-Panorama ist die Kapelle bereits zu sehen. Rechts ein Entwurf für die neogotische Westfassade.

2016

Der Bau der auf Drängen von Hans Kloss mit ochsenblutroter Farbe gestrichenen Kapelle ist Ende Januar 2016 schon sehr weit fortgeschritten.

Hans Kloss Ende Januar 2016 bei der Ausarbeitung eines Details der Verzierung der Westfassade. Es zeigt sechs Personen, die die Weltbevölkerung symbolisieren sollen.

Anfang April 2016 begann Kloss mit der Bemalung der Westfassade. Als erstes musste ein Gerüst errichtet werden, von dem aus sich der Künstler zunächst mit der Struktur des Putzes vertraut machen musste. Eine der Schwierigkeiten besteht darin, dass es unmöglich ist, auf dem Putz gerade Striche zu malen.

Kloss orientierte sich an klassischen Gemälden und fand dies besser, als etwas Modernes zu erfinden, das womöglich keiner versteht.

Wenn man die bereits realisierten Teile mit dem Entwurf weiter oben vergleicht, sieht man, dass Hans Kloss wie sehr häufig bei der Realisierung neue Ideen hat und das Projekt anders, als im ersten Ansatz geplant, umsetzt.

Drei Wochen später stand das Gemälde vor der Vollendung.

Ein Chinese, ein Araber, ein Europäer (Portrait von Stephan Kirchenbauer-Arnold), ein Afrikaner, ein Aborigine und ein Cowboy stehen für die Weltbevölkerung.

Am Christi-Himmelfahrts-Donnerstag, dem 5. Mai 2016, wurde aufgrund fehlender Parkplätze und der erwarteten hohen Besucherzahl die Zufahrtsstraße von Schwäbisch Gmünd-Weiler nach Herdtlinsweiler für den Verkehr gesperrt. Um 10 Uhr startete in Weiler eine Öschprozession nach Herdtlinsweiler Öschprozessionen oder Flurprozessionen finden an Christi Himmelfahrt in vielen katholischen, ländlichen Gemeinden auf den Feldfluren statt. Das Wort ist abgeleitet vom altdeutschen esch, das Getreideteil der Gemarkung bedeutet.

In Herdtlinsweiler angekommen, nahm Münsterpfarrer Robert Kloker die Segnung der Christi-Himmelfahrts-Kapelle vor. Kapellen, in denen keine regelmäßigen Gottesdienste und Eucharistiefeiern stattfinden, werden im Gegensatz zu Kirchen nicht geweiht, sondern gesegnet.

Website des Kapelle in Herdtlinsweiler e.V.

Website von Hans Kloss