Hans Kloss: Staufersaga-Panorama

Nachts träumt er von den Figuren

Darsteller für Darsteller wächst das große Panorama in der Grät in Gmünd

Das ist jedes Mal ein Erlebnis: die zwei Stockwerke in Gmünds ältestem Rathaus hinaufsteigen und eintreten in diesen Raum, der rund ist. Und jedes Mal bunter. Und jedes Mal mehr Begegnung ermöglicht - bis dann am Ende irgendwann 1300 Schwäbisch Gmünder Staufer, allesamt Mitwirkende der legendären Saga zum Stadtjubiläum, hier in der Grät versammelt sind. Eingeladen vom Stadtmaler Hans Kloss.


VON ANKE SCHWÖRER-HAAG

Schwäbisch Gmünd. Allein das kann man sich auf der Zunge zergehen lassen und staunen: Fotos von 1300 Staufersaga-Mitwirkenden liegen in Stapeln im Materialraum neben dem Rundbild. Eine Herkulesaufgabe ist es also schon, diese Bilder nun jedem einzelnen Konterfei zuzuordnen, das Hans Kloss vor mehr als einem Jahr zunächst mit Bleistift im riesigen Rundbild verewigt hat. Und auch damit eine Geschichte erzählt: "50 Frauen, die in der Gewandmeisterei gearbeitet haben, konnte ich ja nicht alle mit Nadel und Schere im Gemälde unterbringen", erzählt der Künstler. Also lässt er die Schneiderinnen in einer Bittprozession zum Salvator pilgern. Hat für die Verpflegungsteams Szenen am Backofen konzipiert, lässt Küfer und Wäscherinnen arbeiten, Gefolge tanzen.

In Arbeit ist auch ein Leporello vom Panorama. Hans Kloss mit der Vorlage. Die Gewandmeisterinnen Christine Zorniger (l.) und Gundi Mertens.

Bekannte Tanzpädagogen wie Berti Knoll oder Vera Braun werden in diesem Getümmel viele Gmünder sofort entdecken - aber, obwohl staufisch gewandet - auch die weniger prominenten unter den 1300 Mitwirkenden haben einen extrem hohen Wiedererkennungswert. "Freunde, Bekannte und Verwandte haben den jeweils Dargestellten bis jetzt immer sofort erkannt", erzählt Hans Kloss zufrieden. Zweimal hingucken müssten manchmal die Gezeichneten selbst, denn viele hat der Künstler von der Seite festgehalten. "Aus dem Spiegel kennen wir aber in der Regel nur unser Portrait."

Schon einige hundert Farbtuben hat der Maler verbraucht.

So gefangen ist Hans Kloss inzwischen von seiner Herkulesaufgabe, dass er nachts oft von den Figuren träumt, denen er gerade mit Farbe Leben einhaucht. Vier - an guten Tagen vielleicht fünf - schafft er. Dass das riesige Panorama zur Landesgartenschau fertig werden könnte, ist deshalb "vollkommen illusiorisch". Das hat Hans Kloss schon nach wenigen Wochen gewusst, als er im Sommer 2012 mit dem riesigen Werk begann.

Vorlage für Kloss sind Fotos, die von allen Mitwirkenden gemacht wurden.

Trotzdem wird das Staufersaga-Panorama Teil des Landesgartenschau-Angebots sein. Wer in die Innenstadt komme, um Johanniskirche oder Prediger oder andere Attraktionen dort zu besichtigen, könne auch in diesem Raum in der Grät vorbei- und dem Maler über die Schulter schauen. "Da werde ich dann zwar mehr reden als arbeiten können", meint der Künstler. Vollprofi, wie er ist, bereitet sich Hans Kloss auf diese Situation aber vor: Im Vorfeld der Landesgartenschau hat er bis jetzt ganz bewusst alle Bereiche ausgemalt, für die er ein Gerüst braucht. 2014 hat das dann ausgedient und die Besucher haben Platz in der Rotunde.

Über dem Gewimmel aus Staufern und Sarazenen hat Hans Kloss im Panorama die Gmünder Stadtteile verewigt: Von links sieht man die Kirchen von Großdeinbach, Wetzgau, Mutlangen, im Hintergrund Heiligenbruck und die Windräder von Ruppertshofen, dann die Kirche von Lindach und Herlikofen.

Das Reden immerhin übt Hans Kloss schon heute. Um die 1000 Gmünder seien schon da gewesen, um ihm bei der Arbeit zuzugucken, erzählt der 75-Jährige. Auch an diesem Tag knarzen plötzlich die Treppenstufen. Drei Damen klopfen an die offene Tür: "Dürfen wir?"

Hans Kloss ist das gewohnt und freut sich, dass die Gmünderin Toni Heinzmann wieder Mal vorbeischaut. Sie war bei der Staufersaga im Orgateam aktiv und ist im Rundbild als Zuschauerin beim Reiterkampf verewigt.

An diesem Nachmittag hat sie zwei Freundinnen mitgebracht, die aus Rottweil zu Besuch sind. "Denen wollte ich diese besondere Sehenswürdigkeit nicht vorenthalten", meint sie und beobachtet stolz, wie sich Barbara Bihler und Irmi Baumeister faszinieren lassen von dieser unglaublichen Darstellung der Gmünder im Jubiläumsjahr. Hans Kloss hat sogar schon erlebt, dass Besucher dafür bezahlen wollten, dass er sie noch ins Gmünder Epos mit aufnimmt. "Das geht natürlich nicht", betont er. In dieser Hinsicht ist das Rundbild längst eine runde Sache.

In lebendige Szenen sind die Mitwirkenden eingefügt, die sich zum Beispiel um die Verpflegung der Darsteller gekümmert haben.

Nur der Lenkungskreis trägt moderne Kleidung: Entdecken kann man Helmut Argauer, Alexander Groll, Rolf Crummenauer, Joachim Bläse, Markus Herrmann. (Fotos: aks)

Definitiv fertig sein soll es bis 2015. Dann werde wohl auch die Staufersaga nochmals aufgeführt und man könnte die Übergabe des Panoramas damit verbinden, meint Kloss. Sein Wunsch wäre es, dass das Werk in der Stadtmitte bleibt - in der Grät.

Quelle: Schwäbische Post 26.11.2013 - www.schwaebische-post.de

Wie das Staufersaga-Panorama entstand