"Alles unter einem Himmel"

Kulturwissenschaftlerin Susanne Lange-Greve schreibt an einem Buch über den Lorcher Maler Hans Kloss

Für das Literaturarchiv Ostwürttemberg in Lautern ist sie die gute Fee, die schon manchen reichen Nachlass auswertete und Schriftstellerleben mit einer einfühlsamen Publikation der Vergessenheit entriss. Das Buch, an dem die Kulturwissenschaftlerin Dr. Susanne Lange-Greve derzeit arbeitet, ist erstmalig einer noch lebenden Persönlichkeit gewidmet: dem Lorcher Maler Hans Kloss.


VON BIRGIT MARKERT

Kulturwissenschaftlerin Susanne Lange-Greve aus Heubach-Buch schreibt an einem Buch über den Lorcher Maler Hans Kloss. (Foto: mar)
Lorch. Es wird ihr achtes Buch über Persönlichkeiten der Region. In der Reihe "Unterm Stein. Lauterner Schriften" hat sie Lise Gast, Wilhelm Schussen, Hans Eisele und in mehreren Publikationen dem Grenzgänger Josef Mühlberger ein literarisches Denkmal gesetzt. Das Buch, an dem Susanne Lange-Greve seit eineinhalb Jahren arbeitet und das Ende 2010 erscheinen soll, wird etwas aus dem Rahmen fallen – sowohl was das Format, als auch was den Inhalt betrifft. Erstmalig setzt sie sich nicht mit einem Autor auseinander, sondern mit einem Maler.

Weil Bilder und Fotos von Hans Kloss abgebildet werden sollen, wird das Format in Richtung Katalog gehen. Was die Recherche auch völlig anders gestaltet: Bei Kloss wandelt sie auf den Spuren eines noch lebenden Künstlers. Samstags besucht sie den Maler oft in der Grät, wo er an seinem Gmünder Epos arbeitet. So engagiert und beredt ihn die Besucher bei den Führungen zu seinem Lorcher Stauferrundbild oder in seinem derzeitigen Atelier in der Grät kennen, erzählt er seiner Biografin seine Lebensgeschichte.

Susanne Lange-Greve: Hans Kloss: Alles unter einem Himmel. Schwäbisch Gmünd 2011, Broschiert 206 Seiten, ISBN 978-3936373615

Aufwühlend und tragisch sind die Jahre seiner Kindheit und Jugend. 1938 wurde er im schlesischen Ohlau geboren. Mit 15 Jahren hatte er bereits zehn Stationen hinter sich und die Schrecken von Vertreibung und Aussiedlung erlebt. In Gmünd fasste er schließlich Fuß und machte in Plüderhausen eine Ausbildung zum Kerammaler; abends besuchte er Seminare in Aktzeichnen und Bildhauerei bei Fritz Nuss. Breiten Raum nehmen die wilden 60er-Jahre mit ihren Skandalen und Boykotten ein.

Weil sich die Situation der Kunst in Gmünd in dem Leben von Kloss spiegelt, fließt auch viel Lokalgeschichte mit ein. Die rebellischen Künstler, allen voran Kloss, der Ausstellungsleiter des Gmünder Kunstvereins war, machten mit Aktionen auf sich aufmerksam, was ganze Seiten der lokalen Presse füllte und unzählige Leserbriefe nach sich zog.

Auch Familiengründung, das naturnahe Leben im Schnellhöfle und seine Arbeit als Grafiker werden beleuchtet. Eine wichtige Periode in seinem Leben ist die Arbeit am Stauferrundbild und am Gmünder Epos.

Das Aktuelle suchen

Susanne Lange-Greve arbeitet heraus, dass Kloss immer das Aktuelle in geschichtlichen Ereignissen sucht und deshalb nicht als Historienmaler verstanden werden will. Immer wieder kehrt der Künstler zu seinen Wolkenbildern mit expressivem Himmel zurück. "Alles unter einem Himmel" ist denn auch der Arbeitstitel dieses neuen Bandes, der Einblick in beides, Leben und Werk, geben will.

Egal, ob sie posthum oder über einen lebenden Menschen schreibt – immer geht es der 1961 geborenen Kulturwissenschaftlerin darum, ein Gesamtbild einer Persönlichkeit entstehen zu lassen. Sich einzulesen, Fragen zu stellen, detektivisch den Spuren zu folgen und so offen wie möglich zu sein für das zunächst fremde Leben – mit dieser Herangehensweise verspricht auch das Buch über Hans Kloss wieder ein einfühlsames Portrait zu werden.

Quelle: Gmünder Tagespost 8.6.2010 - www.gmuender-tagespost.de


Harald Pröhl: Bis der Pinsel aus der Hand fällt, Gmünder Tagespost 29.6.2011